Sonntag, 15. August 2010

Ubuntu installation für Laien

Michael Koflers Blog
3. Jun 2010 |Linux
Ubuntu-Installation für Laien

Die Überschrift dieses Blog-Beitrags ist (gewollt) zweideutig. Der Text richtet sich nicht an Laien, sondern beschreibt, wie Sie als Linux-Profi Ubuntu so konfigurieren, dass ein Laie anschließend damit zurecht kommt. Lesen Sie weiter, wenn Sie Ihr altes Notebook plus Ubuntu einer Freundin, dem Onkel, der Oma etc. schenken möchten.
Partitionierung der Festplatte

Für die oben beschriebene Zielgruppe richte ich normalerweise vier Partitionen ein:

* 15 GB für die Systempartition /
* 15 GB ungenutzt (dahin kann ich bei Bedarf irgendwann in der Zukunft die nächste Ubuntu-Version installieren, sollte das notwendig sein; von Distributions-Updates halte ich nämlich nichts, die funktionieren selten so, wie sie sollen)
* 2 GB Swap (je nach RAM auch etwas mehr oder weniger)
* die restliche Festplatte: /home

Installation von Zusatzpaketen

Das folgende Kommando stellt sicher, dass MP3-Dateien abgespielt und (Flash)-Videos angesehen werden können:

sudo apt-get install ubuntu-restricted-extras

Dann ist noch ein bißchen Voodoo erforderlich, damit man unter Ubuntu auch DVDs ansehen kann. Leider verbietet das deutsche Urheberrechtsgesetz, dass ich das hier beschreibe.
Firefox-Erweiterungen

Computer-Laien brauchen in der Regel keine Firefox-Erweiterungen, aber es gibt eine Ausnahme: WOT warnt unmissverständlich vor offensichtlich gefährlichen Seiten. Empfehlenswert!

Auf alten Rechnern mit wenig Leistung empfiehlt sich außerdem die Installation von FlashBlock, um all die unnötigen Werbe-Flash-Animationen abzuschalten.
Gnome aufräumen

Weniger ist mehr, vor allem für Einsteiger. Deswegen deinstalliere ich das Me- und Messages-Menü aus dem Panel. Das geht mit:

sudo apt-get remove indicator-me indicator-messages

In der Regel entferne ich gleich auch noch evolution und empfehle die Nutzung von Web-Mail-Diensten. Wenn ich jemanden doch den Umgang mit einem E-Mail-Client zutraue, installiere ich thunderbird, thunderbird-locale-de sowie thunderbird-gnome-support.

Außerdem reduziere ich die Anzahl der Arbeitsflächen auf eine und entferne das entsprechende Applet aus dem Panel.
Gnome-Einstellungen

Die Fensterbuttons werden so eingestellt, wie der Rest der Welt es gewöhnt ist:

gconftool-2 --set /apps/metacity/general/button_layout \
--type string "menu:minimize,maximize,close"

Bei Notebooks mit Touchpad deaktiviere ich mit System|Einstellungen|Maus|Touchpad die Option Mausklicks per Touchpad. Das minimiert die Gefahr unbeabsichtigter Mausklicks.

In System|Einstellungen|Bildschirmschoner deaktiviere ich die Option Bildschirm sperren. Die Standardeinstellung mag für Büros zweckmäßig sein, aber nicht im Privatbereich. Dort stiftet sie nur Verwirrung.
Energieeinstellungen für Notebooks

Auch die Energieeinstellungen ändere ich in der Regel ein wenig (System|Einstellungen|Energieverwaltung), aber das sind persönliche Vorlieben. Ich mag z.B. nicht, dass im Akku-Betrieb der Bildschirm abgedunkelt wird. Ich arbeite in der Regel nicht im Dunkeln; und was nützt mir eine längere Laufzeit, wenn ich in dieser Zeit nicht vernünftig arbeiten kann?

Außerdem konfigurieren ich Notebooks in der Regel so, dass sie beim Zuklappen des Deckel komplett ausgeschalten werden.
Keine Akku-Warnungen

Wenn das Notebook etwas älter ist, zeigt Gnome bei jedem Start an, dass der Akku nur noch eine eingeschränkte Ladekapazität hat. Auf die Dauer nervt das, daher:

gconftool-2 --set /apps/gnome-power-manager/notify/perhaps_recall \
--type bool false

gconftool-2 --set /apps/gnome-power-manager/notify/low_power \
--type bool false
Dateisystemüberprüfung

Standardmäßig überprüft Ubuntu während des Bootvorgangs das Dateisystem viel zu oft (finde zumindest ich). Abhilfe:

tune2fs -i 365 -c 200 /dev/sda1

/dev/sda1 müssen Sie natürlich durch die tatsächlich genutzte Festplattenpartition ersetzen. Die Device-Namen ermitteln Sie am einfachsten mit df. Wenn es mehrere Dateisysteme gibt (z.B. ein eigene /home-Partition), wiederholen sie das Kommando entsprechend.

Fernwartung (TeamViewer)

Wenn es doch Probleme gibt (und die gibt es immer!), ist Fernwartung zumeist die beste Option. Pech nur, wenn das Problem die Herstellung der WLAN- oder Mobilfunkverbindung ist ...

Die Gnome-Fernwartung funktioniert leider nur in lokalen Netzen. Abhilfe schafft der für die Privatnutzung kostenlose TeamViewer (siehe auch diesen Blogbeitrag), der auch dann funktioniert, wenn einer (oder beide) Rechner via NAT im Internet sind (also ADSL-Router, lokales Netzwerk etc.). Also installiere ich dieses Programm, dessen Beta-Version unter Ubuntu 10.04 völlig problemlos läuft.
Update-Installation

Unter Ubuntu ermöglicht das Update-System eine einfache Installation aller Updates. Das Problem ist aber, dass das aus dem nichts auftauchende Fenster zur Aktualisierungsverwaltung von den meisten Anwendern konsequent ignoriert wird. Windows macht das meiner Meinung nach besser, lädt die Updates still und leise herunter und installiert sie beim nächsten Herunterfahren des Rechners. Bis Ubuntu das auch kann, lautet meine Lösung:

sudo apt-get install unattended-upgrades

Anschließend muss die Datei /etc/apt/apt.conf.d/10periodic ein wenig modifiziert werden:

APT::Periodic::Update-Package-Lists "1";
APT::Periodic::Download-Upgradeable-Packages "1";
APT::Periodic::AutocleanInterval "5";
APT::Periodic::Unattended-Upgrade "1";

Alle sicherheitskritischen Updates werden damit ohne Rückfrage automatisch installiert. Optimal ist diese Lösung auch nicht, aber sie stellt zumindest sicher, dass wichtige Updates tatsächlich installiert werden. (Wenn nicht nur Sicherheits-Updates, sondern auch alle anderen Aktualisierungen installiert werden sollen, müssen Sie ein Kommentarzeichen in /etc/apt/apt.conf.d/50unattended-upgrades entfernen.)

Das automatische Erscheinen der Aktualisierungsverwaltung ist somit überflüssig und kann mit den folgenden Kommando deaktiviert werden. Die Benachrichtigung über Updates erfolgt nun wie in älteren Ubuntu-Versionen durch ein Icon im Panel. Dieses Icon wird vermutlich genauso ignoriert wie das Update-Fenster, stört aber weniger.

gconftool -s --type bool /apps/update-notifier/auto_launch false
mlocate

Standardmäßig ist das Paket mlocate installiert. Damit wird regelmäßig updatedb aufgerufen, um eine Datenbank aller Dateien für das Kommando locate zu erzeugen. Da die meisten Linux-Einsteiger locate nie verwenden, ist die zeitaufwändige Aktualisierung dieser Datenbank sinnlos. Also:

apt-get remove mlocate
Nachwort

Im Kreis meiner Verwandten und Bekannten installiere ich Linux eher selten. Warum? Wenn etwas nicht funktioniert, bin ich zumeist der einzig denkbare Ansprechpartner. Und die Hilfe scheitert dann an zu großen geografischen Abständen, an mangelnder Zeit etc.

Eine Windows-Installation ist da viel bequemer. Bei Problemen kann man zuerst gemeinsam über Windows schimpfen. Und danach empfehle ich, eben irgendeinen anderen Bekannten, der in der Nähe wohnt, zu Rate zu ziehen. Mit Windows kennt sich schließlich jeder aus (oder nicht?).

Kurzum, als Linux-Buchautor verpflichtet jede Linux-Installation zu lebenslanger persönlicher Betreuung. Für Windows gilt das nicht.